Der Magerviehhof Friedrichsfelde – Kreativnutzung als Motor der Standort- und Quartiersentwicklung

Impressionen vom Magerviehhof Friedrichsfelde - Einfahrt Marzahner Chaussee
Impressionen vom Magerviehhof Friedrichsfelde – Einfahrt Marzahner Chaussee

„Unbekanntes gebrauchtes Neuland am Rande der Stadt“ wäre mit Sicherheit auch eine treffende Überschrift für diesen Beitrag gewesen, zumal das Areal des ehem. Magerviehhofs Friedrichsfelde zwischen 1949 und 1994 in wesentlichen Teilen militärisches Sperrgebiet war und seitdem in weiten Teilen – mit Ausnahme einiger kleinteiliger Gewerbenutzungen – ungenutzt vor sich hin dämmerte. So verwundert es kaum, dass sich selbst Anwohner in direkter Nachbarschaft eher an die vormals auf dem Gelände beheimatete TÜV-Werkstatt des Stadtteils oder die NVA-Nutzungen (u.A. Fahrzeugvorbereitung für Militärparaden in der Berliner Innenstadt) erinnert, denn an die Vornutzung als Handelsplatz für Vieh. Vielfach sind Gelände und Geschichte auch heute noch eine nahezu unbekannte Größe, eine städtische Gewerbefläche, die sich in Randlage befindet und bereits durch die stadträumliche Zuordnung von Verkehrsfunktionen eher zu einem Raum des „schnell daran Vorbeifahrens“, denn zu einem „Entdeckungs- und Erfahrungsraum“ oder zu einem Ort des Aufenthalts wird.

Bereits seit Ende der 1990’er Jahre setzt sich der Bezirk mit der Entwicklung des in Teilen seit 1995 in der Denkmal geführten Magerviehhofs auseinander. Seit 1999 befindet sich ein Bebauungsplan in Vorbereitung, der für den Magerviehhof im wesentlichen ein „kleinteiliges, durchgrüntes und emissionsarmes Gewerbegebiet“ sowie die „Gewährleistung einer tragfähigen Erschließung“ und die „Wiederbelebung des Gleisanschlusses“ anstrebt (siehe: Bezirksamt von Marzahn (2000): Die Denkmale in Berlin Bezirk Marzahn, S.134-151) (Die hier benannte Quelle bietet übrigens umfangreiche Informationen und Bildmaterial zu Geschichte und Entwicklung des Areals). Inwiefern sich die Entwicklungsabsichten des Bezirks inzwischen verändert haben bleibt derzeit unklar. In unmittelbarer Nähe zum denkmalgeschützten Kerngebiet des Areals entlang der Beilsteiner Str. entstehen derzeit Einfamilien- und Reihenhäuser.

Seit Anfang des Jahres ist auch in die Entwicklung des Magerviehhofs Bewegung gekommen. Der vormalige Eigentümer (TLG) veräußerte das ca. 32.000m² große Areal an Peter Kenzelmann (Kunstbaracken GmbH). Laufende und bereits abgeschlossene Sanierungsarbeiten an „Alter Börse“ und „Güterstation“ und anderen Gebäuden zeugen von neuem Tatendrang. Dabei zeichnet sich die Zielstellung des neuen Eigentümers bereits jetzt deutlich ab, an diesem Ort einen Standort für Kreativität, Experimente, Kultur, Veranstaltungen und Gastronomie inklusive einer eigenen Brauerei zu entwickeln. Die ersten neuen „Mieter“/“Nutzer“ sind bereits eingezogen und weitere Nutzer für die kreativen (Frei-)Räume werden noch gesucht. Zu den derzeitig bekannteren kreativen Zugpferden/Besiedlungspionieren gehören wohl die Künstler der Metallwerkstatt des „Tacheles“, welche bereits zur Aneignung der ausreichend vorhandenen Freiflächen als Ausstellungsflächen übergegangen sind. Viel Neues und Spannendes geschieht gerade auf dem Areal. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung es die Entwicklungsdynamik trägt. Auch die Frage, inwiefern sich die Nachbarschaft zwischen „Kreativmilieu“ und „Eigenheimbauern“ sich auch zukünftig als friedlebend gestalten wird, muss derzeit noch unbeantwortet bleiben.

weitere Informationen finden sich hier:
Alte Börse Marzahn(Facebook) und auf der Internetpräsenz der Alten Börse Marzahn.

Sonntagsflohmarkt am Tag des offenen Denkmals 2013
Sonntagsflohmarkt am Tag des offenen Denkmals 2013

Anlässlich des Tag des offenen Denkmals 2013 präsentierten Künstler, Kreativgewerbe und Projekte am Standort ein umfangreiches Vorstellungsprogramm inklusive zu etablierendem Sonntagsflohmarkt (sowie ich weiß jeden Sonntag). Fazit: Die angenehm ruhige, post-industrielle Atmosphäre des Areals als auch das Engagement der anwesenden Akteure hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Sicher nicht mein letzter Besuch auf dem Gelände. 😉

Hier ein paar Bildimpressionen:

Christoph Albrecht Verfasst von:

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